In unseren Abschiedswochen haben wir liebe Freunde in Dresden, Leipzig und Stuttgart besucht. In Dresden kamen wir bei Jule & Marci unter. Auf dem Hechtfest im Zanderpark beim Forellenmarkt hat dann die Scholle erzählt, dass der Rollmops gesteppt und der Aal richtig abgezappelt hat. Die Flunder aß abends den Plunder vom Brathering, der dann ein bisschen sauer war.
Am nächsten Tag auf dem Markt der Utopien haben wir viel über Menschenrechte bei der Ressourcen Gewinnung und nachhaltigem Umgang mit Ressourcen gelernt. Im Kleinen fängt die Veränderung an! Tüten mehrfach verwenden, in Unverpackt-Läden einkaufen, mit Freunden kochen statt Essen gehen, Lebensmittel verwerten/verschenken statt wegwerfen und Second-Hand oder auf dem Flohmarkt einkaufen gehen. Ich möchte wieder genauer darauf achten. Denn wie ich lernen musste, verbrauche ich mehr als gedacht… Wer mehr Informationen möchte hier der Link zu inkota einer NGO.
In Leipzig holte uns dann die politische Situation in Deutschland ein und Freunde die auf der gegen Demonstration waren, erzählten von der aktuellen Situation in Chemnitz. Für mich total überraschend, da ich doch Anfang des Jahres auf dem ersten „Hutfestival“ in Chemnitz wirklich tolle Erfahrung gemacht habe. Die Stadt hat einen kulturellen, alternativen, sehr offen und freundlichen Eindruck bei mir hinterlassen. Diesen werde ich mir nicht durch rechtsradikale Ereignisse nehmen lassen. Und hoffe sehr, dass ich es schaffe mit Hula Hoop ein Zeichen gegen Rechts zu setzten.
Von Leizpig ging es dann weiter Richtung Stuttgart, mit einem Zwischenstop in Schwärzdorf bei Kronach, wo wir genau 555 km erreichten. Offensichtlich ein gutes Zeichen. Denn wir wurden sehr herzlich auf dem Demterhof mit 22 Kühen von Schanker Hermann und Profi-Bäuerin Ute empfangen. Eine Kuh kalbt und Michel muss helfen. Ich mache Salat und sehe meine langsamste und atemberaubend große Sternschnuppe. Uns gefällt es so gut, dass wir einfach noch einen Tag länger bleiben und helfen den Jahresputz im Hühnerstall zu machen.
Nach einer langen Überfahrt von Schwärzdorf nach Stuttgart, mit einem durchaus misslungenen Start und auch die Mittagspause in Würzburg war nicht überzeugend, haben wir einen weiteren Hafen des Reiseglücks erreicht. Die 7er-WG in einem 3-stöckigem Wohnhaus auf einem ehemaligen Ziegenhof und die 18-jährige Papagai-Dame Lora empfängt uns mit einem Vokü-großen Nudeltopf. Es wird reichlich erzählt und aus dem tollen Gemüsegarten geernten und gekocht. Ein Mitbewohner bringt mich auf die tolle Idee ein Schild für meine Straßenperformance zu basteln. Gesagt – getan! Das Bild wurde mittels Beamer auf die Sperrholzplatte übertragen und dann mit Lötkolben eingebrannt. Das war wirklich eine sehr meditierende Arbeit.
Danke an alle für die großartige Gastfreundschaft und die wunderschöne Zeit!
Nächste Station – Schweiz
Nach Stuttgart ging es weiter in Richtung Schweiz. Damit der Weg über Land nicht zu lang wird, haben wir einen Zwischenstopp in Detlingen auf einem weiteren Ziegenhof eingelegt. Schöner einsamer Parkplatz hinter einer Koppel, den wir erst im Dunkeln erreicht haben und dann am Morgen mit toller Aussicht ins Tal überrascht wurden. Mit leckerem Ziegenkäse im Gepäck ging es dann weiter nach Tschingel ob Gunten zu Christian, Michels Cousin. Die Telefone haben schlapp gemacht und ohne Navi ging es dann plötzchlich die Serpentinen hinauf, sodass ich an meine Höhenangstgrenze stoß. Ich war sehr froh das Michel am Steuer war. So konnte ich meine Augen schließen und mich in den Sitz krallen und versuchen mein Kopfkino unter Kontrolle zu bringen. Endlich angekommen, gab es einen tollen Parkplatz für uns mit Aussicht auf den türkisfarbenden Thunersee. Die schönen Berghütten mit den tollen Holzverkleidungen haben Michel sehr fasziniert. Das Wetter war grandios, deshalb gab es mehrere Badeausflüge in den ziemlich kalten See, wo wir einen netten Schweizer mit Stand up paddling Board kennen lernten und auch selber das erste Mal ausprobieren konnten. Es war großartig!
Außerdem gab es einen Ausflug zu Christians Geburtstag auf einen Berg mit Lagerfeuer, Musik und LED Hoops. Leider konnte ich diesen Ausflug nicht besonders genießen, da wir wiedereinmal Serpentinen gefahren sind und Christian den Weg noch nicht kannte. Dann wurde es immer steiler und am Ende so steil, dass unser Auto mit Vorderradantrieb nicht hoch kam, da danach direkt eine T-Kreuzung mit Plateau kam. Alle Bremsen die dieses Auto hatte, wurden erst einmal angezogen. Dann wurde die Situation eingeschätzt – cool bleiben – Plan schmieden. Zu Dritt wurde angeschoben und mit Christian am Steuer haben wir es geschafft – tief durchatmen – zurück gab es dann zum Glück noch einen anderen Weg.
In einer Berghütte auf dem Hintisberg gab leckere Alpenmakkaroni mit Apfelmus, was für eine Kombination! Dann gab es einen kleinen sehr anstrengenden Aufstieg und danach unseren ersten 2 stündigen Abstieg mit einem tollen Pilzfund: den Rotkappen. Eine sehenswerte Region mit vielen tollen Natureindrücken, doch wir waren in Norditalien verabredet auf unserem ersten Hof.
Station Norditalien Richtung Finale Ligure (Mittelmeer)
Einmal wieder viel zu spät los… (Dafür aber mit einem langen sehr genüsslichem Abschied). Es ging für uns weiter Richtung Mittelmeer mit der Reisegruppe Anne&Lars, Sophie&Michel. Leider haben wir uns immer noch nicht an die Siesta gewöhnt und suchen vergeblich um 16.00 Uhr in Asti eine offene Pizzeria. Da laufe ich an einer kleinen unauffälligen Gasse, in der Jugendliche italienische Partymusik vom Handy abspielen, vorbei. Und was sehe ich da, einen kleinen Panini-Laden. Da gab es doch den Reisetipp: „Da wo die Lokals essen gehen, schmeckt es lecker!“. Also alle heran gepfiffen und dann gab es wirklich ein super leckeres Panini! Sodass wir uns jeweils noch ein weiteres für die Fahrt mitgenommen haben. Erst die Hälfte der Strecke geschafft ging es um halb sechs weiter in Richtung Mittelmeer durch ein niemals endendes Weingebiet. „Stoooop!“ Direkt an unserer Straße eine großer Weinshop kurz vor Aqui Terme. Wer kann sich da schon eine Weinverkostung entgehen lassen? Mit jedermenge Rot- und Muscatwein im Gepäck war klar, dass wir es nicht mehr bis zum Meer schaffen. Deshalb gab es eine ziemlich schnelle Schlafplatzsuche, die zufälligerweise in einem Weinfeld endetete. Glücklich und zufrieden mit unserem doch ganz anders gelaufenem Tag wurde das Abendlager installiert und wir ließen die Korken knallen.
– Eine göttliche Konstelation führt zum fluffigen Tag –
Das erste Mal haben wir in dieser Nacht zu viert in Tante Tüti geschlaffen! Also kommt uns besuchen, denn es klappt wunderbar 😀 Die Nacht war zwar kalt, dafür gab es eine besonders schöne und warme Morgenstimmung. Jetzt aber wirklich ab ans Mittelmeer! Anne&Lars sind über Genova und wir über Savona gefahren, um mögliche Anstiege zu umfahren. Treffen in Varigotti mit Eis, Meer und Sonne. Wir haben unser Ziel erreicht. Es ist zwar alles sehr touristisch und bebaubt, aber zu der Zeit hatten wir noch die Hoffnung einen schönen Ort mit Natur für uns zu finden. Letztlich sind wir auf einem kostenlosen Parkplatz in Finale Ligure gelandet und haben eindeutig das Beste aus der Hotel- und Touri-Situation gemacht. Gott sei Dank ist die Hauptsaison vorbei…
Ich bin traurig, da Lars & Anne nach unserem tollen entspannten Tag mit Brunch, Strand, Kuchen, Burgbesichtigung und einem tollen leckerem Abendbrot mit unseren ersten Muschlen in einem wunderschönen alternativen italienischen Viertel, abgereist sind.
Michel ist glücklich, weil wir eine so wunderschöne Zeit mit unseren Freunden verbracht haben und sie ein Teil unserer Reise geworden sind!
An der Mittelmeerküste endlang
Seit einigen Tagen sind wir unterwegs von Genova bis nach Südspanien, die gesamte Mittelmeerküste endlang. Alles ist bebaut, privatisiert und abgerichtet für den Tourismus. Ich bin ziemlich schockiert und frustriert, aber Michel hält die Stellung und dann treffen wir doch auf eine alternativere italienische Stadt namens Ventimiglia. Wir fühlen uns hier in der Altstadt sehr wohl und weit und breit kein Touri in sich. Die Dusche am Strand und das Kaffee direkt vor der Bustür kommen uns sehr gelegen. Hier verbringen wir unseren ersten Regennachmittag im Bus mit den Hörspielen von Hanna&Arne auf ihrer Fahrradweltreise. Es ist schön die Stimmen zu hören. Es fühlt sich so nah und gleichzeitig doch so fern an. Ganz besonders schön fühlt es sich an andere Reisegeschichten & Erfahrungen zu hören, wo man doch selbst gerade mitten drin ist.
Tant Tütis Horror-Story
Wir ließen die Camargue, den Reisanbau in Südfrankreich und die Flamingos hinter uns. Wir wollten schnell weiter Richtung spanische Grenze. Doch zuvor noch ein kleiner Abstecher in eine historische Stadt namens Aigues-Mortes. Ein großes Volksfest sollte dort auf uns warten. Eigentlich wollten wir auf einen Campingplatz, um mal wieder zu Duschen, Wasser aufzufüllen und die wichtigesten Geräte aufzuladen. Nach dem dritten Versuch mussten wir feststellen, dass diese wohl alle in der Nebensaison geschlossen haben. Dank des Volksfestes gab es um die Stadtmauer von Aigues-Mortes auf den großen Wiesen abgezäunte Bereiche zum Parken und Campen. Dort sollten wir dann unsere Nacht verbringen. Ein leckeres indisches Essen mit einer lustigen schweizer Familie am Nachbartisch hellte unsere Stimmung auf. Am nächsten Morgen war es jedoch super verregnet und stürmisch. Es wurde zu einem richtigen Abenteuer für uns Milchkaffee zu besorgen mit vielen Begegnungen unter einem Regenschirm auf dem Marktplatz. Vollig durchnässt, aber den warmen Kaffee in der Hand, konnten wir endlich in den Regen hinein fahren. Einfach weiter, dahin wo die Sonne scheint und es wärmer ist. Da macht es dann auch nix mehr, wenn bei strömenden Regen die Regenwischer nicht mehr funktionieren. Nach über 100 km Fahrpensum an diesem Tage, fing Tüti an zu ruckeln und trotz Gasgeben wollte sie einfach nicht mehr richtig weiter fahren. Bis wir schließlich das erste Mal auf unserer Reise richtig liegen geblieben sind. Mitten auf einer Bundesstraße am Feldrand in einer Kurve. Wirklich nicht der beste Platz zum liegen bleiben. Der erste Kontakt mit dem ADAC. Über 2 Stunden sollten wir dort auf den Abschleppdienst warten. Am Ende waren es nur 15 Minuten. Glück gehabt! Doch den restlichen Tag verbrachten wir in der Autowerkstatt. Diese stellte fest, dass wir Wasser im Tank haben. Also organisierten die gelben Engel unsere erste Nacht in einem nahegelegenen Hotel und wir kamen doch noch zu unserer warmen Dusche und allgemeiner Rundumpflege inklusive Klamotten waschen! Mit einem gereinigten Tank konnte es am nächsten Tag tatsache direkt weiter gehen…
Geschafft haben wir es 122 km nach Argelès-sur-Mer. Dort fühlten wir uns um den kleinen Kirchplatz mit den alternativen Menschen sehr wohl. In einem kleinen Kiefernwäldchen übernachteten wir mit anderen Buscampern in der Ferne. Eine Horrornacht mit nicht aufhörenden Bauchkrämpfen und Durchfall hielt mich wach. Ich war froh als endlich der Morgen heran war und mein Bauch sich endlich zu beruhigen schien. Doch Tüti hielt uns auf trap und sprang dieses Mal nicht an! „WWWWwww….“ Ein Versuch eilte dem Nächsten – Wir waren doch gerade erst in der Werkstatt gewesen – Sollten wir uns wieder abschleppen lassen? Ein paar kleine Versuche unternahmen wir, nichts half. Also wollten wir die Zündkerzen säubern und mussten uns erst einmal den passenden Schlüssel kaufen. Vor dem Baumarkt trafen wir dann unseren „Grand Bon Mécanique“, der seit einigen Jahren in seinem Bus lebt, zufällig ein wenig deutsch sprach und auch noch ehemaliger Automechaniker war.