Reisekunst

Innerhalb dieser Kategorie möchte ich gerne meine Erfahrungen mit euch teilen, die ich bei meinen Straßenauftritten sammeln werde. Es wird aufregend, immer wieder eine Überwindung und viele unerwartete Überraschungen werden auf mich warten. Ich freue mich auf Ideen, Lösungsvorschläge und Kommentare von euch. „Also ran an den Hoop Sophie und ab auf die Straße!“

Reisekunst – 1. Rostock

Das Eis ist gebrochen! Nachdem ich mir wochenlang Ausreden habe einfallen lassen, warum ich nicht auf die Straße gehen kann, konnte ich mich endlich bei 30°C überwinden. Alleine ist es noch einmal etwas ganz anderes als zu zweit! Meine lieben Freunde aus Rostock haben mich unterstützt und waren live im Publikum mit dabei. Ich habe meine bisher bestehende Show „Sally´s – Waschprogramm“ in einer gekürzten Version gezeigt, welches eine gute Idee war. Es hat jede Menge Spaß gemacht und eine Frau aus dem etwas weiter entfernten Eiscafé kam extra herüber und hat sich für die schöne Show bedankt. Ein Mädchen war besonders begeistert und hat mir immer wieder gesagt wie toll, lustig und gut sie mich fand. Das waren wirklich schöne Begegnungen und für mich ein guter Start. Denn das Publikum heran holen muss noch geübt werden, sowie ein nicht improvisiertes Ende sollte her und ein Übergang nachdem ich bewusstlos auf dem Boden liege, wird sich hoffentlich finden. Danke an Richard Kämmert für die ersten Impressionen!

Stadt/Straße: Rostock, Kröpeliner Str.
Publikum: nicht so viele, aber dafür voll dabei
Stimmung: entspannt
Hut: ok
Sonstiges: 30°C sind einfach viel zu heiß!

2. Cascina Brosso; Pecco in Valchiusella, Piedmont, Nord Italien

Der magisch lateinamerikanisch italienische Abend:
Für Anne & mich ging es heute Abend ins Nachbardorf Pecco. Denn im Frauenhaus „Circolino“ gab es für uns die Möglichkeit unsere Show „Wohin“ zu zeigen. Anne´s zweite Tour durch die Serpentinen führt uns sicher zum Ziel irgendwo im Nirgendwo. Dort werden wir von einer netten Frau angesprochen und nach italienisch/englischen Kommunikationsschwierigkeiten finden wir heraus, dass sie mit Paola Berton befreundet ist und die italienische Hoopconvention mitorganisiert.
– Die Welt ist ja so klein –
Weiter in den Vorbereitungen! Uns erwarten sehr nette Menschen, die uns herzlichst empfangen. Alle versuchen ihr Bestes mit Sprache, Händen und Füßen, um uns bei den Vorbereitungen zu helfen. Eine wunderschöne Terrasse mit Ausblick auf die Berge ist unsere Bühne. Noch tummeln sich viele Junge und Alte auf dieser Terrasse und feiern eine Hochzeit. Der Geräuschpegel ist italienisch.
Die Technik steht. Langsam setzt die Dämmerung ein, perfekt für unser Stück. Jedoch sieht es so aus, als ob ein Gewitter aufzieht. „Aber nicht bis hier her“ werde ich mit einem Lächeln im Gesicht beschwichtigt.
Wir lernen die zwei südamerikanischen Musiker kennen, die nach uns ein Konzert geben. Eine sehr sympathische Begegnung. Der Soundcheck findet statt und die Musikbox hat einen Wackelkontakt, ahhh. Aber alle beruhigen mich und machen uns Mut. Die Ruhe vor dem Sturm bereitet sich spürbar aus.
Unsere Freunde Simone, Frida, Jonathan, Laura, Lars und Michel treffen ein und auch der Ort füllt sich mit neuen Gästen. Fast alle kennen sich und die Stimmung ist ausgelassen.
Nach anfänglichen Musikwacklern, wie befürchtet, fangen wir noch einmal von Vorne an. Und dann läuft es großartig! Die Zuschauer sind gepackt. Für uns ein ganz besonderer Moment. Viele führen in dieser Gegend ein alternatives Leben und auch sprachübergreifend war es für uns eine Überraschung, wie die Performance ankommt. Anne wird sogar von einer Malerin umarmt, da ihr eben die Worte fehlen. Die mexikanische Sängerin zeigt auf ihr Herz und es ist klar, dass sie uns gerne genauer erklären möchte.
Der Abend klingt für uns mit einem mexikanischen Teller, deutschem Rotkäppchen Sekt und einem akustischen lateinamerikanischen Konzert aus. Es ist im September so warm, wie zu einem lauen Sommerabend. Ich schaue nach oben und entdecke die beleuchtete alte Steindorfkirche. Die Stimmung wird romantisch und magisch.
Zum Abschluss wird noch Manu Chau aufgelegt und getanzt – ein letztes Lied –
„Ciaou“, der Abschied ist herzlich und wir gehen glücklich und zufrieden.
Doch ist der Abend noch nicht zu Ende. Im Auto bricht der Regen über uns ein und gleichzeitig ist es so nebelig, dass wir gefühlt durch eine Wolke fahren. Die Stimmung ist angespannt, aber gut. Es wird gesungen während es bei strömenden Regen, in Sandalen, durch Regenbäche, im Dunkel, den Berg hinunter nach Hause geht. Eine überraschende Stimmungswendung und ein Abend der noch lange nach schwingt.
Ein großen Dank an Frida & Simone, die für uns diesen magischen Abend organisiert haben!

3. Straßenkunstwoche in Collioure

Nach einer atemberaubenden Woche Regen in unserem Hotelzimmer in Argelès-sur-Mer in Südfrankreich viel mir endgültig die Decke auf den Kopf. Tante Tüti wartete immer noch auf Ersatzteile aus Deutschland und wir mussten uns überlegen wo wir übernachten werden, denn es war kein Ende in sicht. Also schickten wir ein paar Couchsurfanfragen los. Am nächsten Tag sollte es einen Markt geben und mir wurde empfohlen es dort mit dem Hula Hoopen aus zu probieren. Gesagt getan! Dort trafen wir auf den Straßenmusiker Stelios aus Griechenland, der eine kretische Lyra spielte. Ich hatte keine Musik und seine Musik war wunderbar, sodass ich fragte ob wir nicht zusammen spielen wollen. Gesagt getan! Er empfohl uns eine kleine touristische Nachbarstadt Colloiur, die sich sehr gut für Straßenkünstler eignet. Wir erzählten ihm von unserem Übernachtungsproblem und er schlug uns vor doch einfach bei ihm zu schlafen. Gesagt getan! Stelios kam momentan bei einer Couchsurferin unter, in die er sich verliebt hatte. Später stellte sich heraus, dass es genau die Couchsurferin war, die als einzige auf unsere Anfragen reagierte und leider abgesagt hatte. Jetzt lagen wir trotzdem auf ihrer Couch 🙂 Das Wetter wurde besser und ich hatte meine ersten fünf Tage Straßenkunst am Stück. Ganz ohne Musik und ganz ohne Plan wollte ich improvisieren, um durch die Reaktion der Passanten neue Inspiration für eine neue Performance zu sammeln. Der Ort brachte dafür die besten Voraussetzungen mit vielen Touristen und schöner Atmosphäre vor allem bei besten Wetter. Trotzdem gab es für mich ein großes Auf und Ab. Zwischen ich probiere mich einmal aus und ich möchte doch Geld verdienen, weil die Kosten von der Autoreperatur anstehen, bestimmte der Inhalt des Hutes viel über meinen Stimmungszustand.

Was ich in dieser Woche gelernt habe:
Die Stadt in der man Auftritt muss man sehr gut kennen. Nicht nur die geeigneten schönen Orte mit den besten Bodenvoraussetzungen, sondern auch wann sich die Menschen wo aufhalten und was sie dort machen ist wichtig. Zum Beispiel: Wenn es viele Parkbänke auf einem Platz gibt, wo bei schönem Wetter Picknick gemacht wird, dann ist das der Ort!
Frankreich ist ein sehr dankbares Land für Straßenkünstler.
Pausen sind sehr wichtig. Der Spielraum zwischen zu kurz und zu lang muss gut und je nach Situation abgewogen werden. Hier ist Erfahrung gefragt, die man erst einmal sammeln muss.
Das Beste zum Schluss. Ich hatte insgesamt eine tolle Woche mit vielen Menschen die sich über mein Hula Hoopen auch ganz ohne Musik sehr gefreut haben und begeistert waren. Eine Frau die mich beim Training am Strand gefilmt hatte, erkannte mich bei Auftritt wieder und freute sich so sehr, dass sie mich direkt mit französischen hin und her geküsse überschüttete.
Eine neue Idee für eine Performance ist geboren an der ich nun fleißig weiter arbeiten kann.
Freies und frohes Hoopen ist doch das Beste!

Stadt/Straße: Colliour, Süd Frankreich
Publikum: sogar im Herbst immer noch viele Besucher
Stimmung: urlaubig
Hut: spitze
Sonstiges: Wind kann einem leider mal einen Strich durch die Rechnung machen…